Die neue Homematic IP Zentrale HmIP-HCU1 wird mit vielen neuen Features beworben, die zahlreiche Anwender lange vermisst haben. Aber ist das System die Investition von 299 Euro wirklich wert? In diesem Artikel vergleiche ich die HCU1 mit dem beliebten Home Assistant Green und gebe dir einen Überblick über beide Systeme.
Hardware und Lieferumfang
Die HCU1 basiert auf einem Raspberry Pi 4 und einer eigenen Platine von eQ-3. Das Gerät verfügt über WLAN und einen Netzwerkanschluss, sowie zwei USB-Anschlüsse. Der Stromverbrauch liegt bei etwa 4 Watt, allerdings hängt dies von der Anzahl der angeschlossenen Geräte und Automationen ab.
Im Lieferumfang enthalten sind:
- Netzteil
- LAN-Kabel mit gewinkeltem Stecker
- Anleitung
- Wandhalterung
Der Home Assistant Green hingegen bietet einen Netzwerkanschluss, jedoch kein WLAN. Auch hier gibt es zwei USB-Anschlüsse, einen HDMI-Anschluss und einen SD-Karten-Slot. Im Standby verbraucht das Gerät nur 1 Watt.
Mitgeliefert werden:
- Netzteil
- Netzwerkkabel
- Aufkleber
Software und Bedienung
Die HCU1 bietet ein Webinterface für grundlegende Einstellungen wie Netzwerkeinstellungen, Pluginverwaltung, Updates und Backups. Die eigentliche Steuerung erfolgt über die Homematic IP App. Hier werden Geräte angemeldet, Räume eingerichtet und Automationen erstellt.
Der Home Assistant hingegen wird vollständig über die Weboberfläche konfiguriert, die sowohl auf dem PC, Tablet als auch Smartphone genutzt werden kann. Dies bietet eine einheitliche und flexible Bedienung.
Kompatibilität und Geräteunterstützung
Die HCU1 unterstützt alle Homematic IP Geräte. Sollten klassische Homematic Geräte verwendet werden, ist eine CCU3 im Netzwerk erforderlich. Zusätzlich wird aktuell Philips Hue über die Hue Bridge unterstützt. Weitere Integrationen könnten in Zukunft folgen, sind jedoch momentan noch nicht verfügbar.
Im Vergleich dazu bietet Home Assistant über 1.000 Integrationen und unterstützt nahezu alle auf dem Markt befindlichen Geräte. Homematic und Homematic IP können in Home Assistant integriert werden, sodass diese Geräte in Automationen eingebunden werden können. Außerdem lässt sich der Home Assistant durch den Einsatz von USB-Sticks erweitern, um beispielsweise Zigbee– oder Homematic Geräte ohne zusätzliche Zentrale zu steuern.
Benutzerfreundlichkeit
Die Steuerung der HCU1 erfolgt vollständig über die App, was die Einrichtung von Geräten und Automationen sehr einfach und benutzerfreundlich macht.
Home Assistant erfordert zu Beginn etwas mehr Einarbeitung, ist jedoch durch viele Verbesserungen in den letzten Jahren deutlich einfacher zu bedienen. Die meisten Funktionen können inzwischen ohne Programmierkenntnisse über die Weboberfläche eingerichtet werden.
Zugriff auf’s SmartHome – Von unterwegs oder zuhause
Die HCU1 bietet die Möglichkeit, von unterwegs auf das System zuzugreifen, wenn der Online-Modus aktiviert ist. Dieser ist auch für die Ersteinrichtung und das Anlernen neuer Geräte erforderlich.
Der Home Assistant arbeitet standardmäßig offline, ohne Fernzugriff. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, diesen herzustellen, z.B. über VPN, Cloudflare oder den eigenen Home Assistant Cloud-Dienst. Letzterer kostet derzeit 7,50 Euro im Monat oder 75 Euro im Jahr.
Backup Möglichkeiten
In der HCU1 können Backups manuell über das Webinterface erstellt werden, es gibt jedoch keine Möglichkeit, dies automatisiert zu tun.
Der Home Assistant bietet eine flexible Backup-Option, bei der Backups automatisch auf verschiedenen Medien, wie z.B. einer NAS, gespeichert werden können. Sollte die Hardware ausfallen, lässt sich das Backup problemlos auf einer anderen Hardware wiederherstellen.
Community und Support
Die Homematic-Community ist stark, besonders in Deutschland, mit über 35.000 Mitgliedern im offiziellen Forum und großen Facebook-Gruppen. Außerdem bietet der Hersteller einen offiziellen Support, was ein großer Pluspunkt der HCU1 ist.
Home Assistant wird weltweit verwendet, mit über 350.000 aktiven Installationen. Es gibt zahlreiche Foren, Gruppen und YouTube-Kanäle, die sich mit dem System beschäftigen und Unterstützung bieten.
Langfristige Unterstützung und Zukunftssicherheit
Die HCU1 könnte in Zukunft durch weitere Plugins erweitert werden, allerdings gibt es bisher keine Unterstützung für Community-Plugins.
Home Assistant ist ein Open-Source-Projekt, das von einer starken Community unterstützt wird. Der Quellcode ist frei einsehbar und wird regelmäßig weiterentwickelt, was eine hohe Zukunftssicherheit bietet.
Kosten
Die HCU1 kostet 299 Euro, ohne laufende Kosten. Der Zugriff auf die Zentrale – auch von unterwegs – ist kostenfrei.
Der Home Assistant Green kostet 99 Euro, allerdings gibt es hier zusätzliche Kosten, wenn der Fernzugriff über den Cloud-Dienst genutzt werden soll. Alternativ kann Home Assistant auf günstigerer Hardware wie z.B. einem Raspberry Pi installiert werden.
Fazit
Für mich persönlich bleibt Home Assistant die bevorzugte Wahl, da es mehr Flexibilität und Kompatibilität bietet. Ich nutze es seit einiger Zeit und schätze die vielen Anpassungsmöglichkeiten. Für einige Geräte setze ich weiterhin die CCU3 ein, die problemlos mit Home Assistant zusammenarbeitet.
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Wie siehst du das? Nutzt du bereits eines der beiden Systeme? Ich freue mich auf deine Meinung in den Kommentaren!
5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo Stefan,
ich fand dein Video über den Vergleich der HCU1 und dem Home Assistent Green recht interessant.
Bin aber aus meiner Sicht der Meinung, dass Home Assistant doch eher mit ioBroker zu vergleichen ist. Home Assistant Green ist ja nur die Hardware incl. der Software, die ja auch auf anderer Hardware läuft. Home Assistant hat ja keine eigenen Komponenten.
Die HCU1 ist ein eigenes Gerät vorrangig für die eigenen Produkte, wie bei Bosch etc. , die ja auch eigene Zentralen haben..
Oder sehe ich das falsch?
Gruß
Andreas
Prinzipiell richtig. Unter meinem ersten Video zur HCU war es nun so, dass viele den Vergleich gemacht haben – und zwar aus dem Grund, dass die HCU1 damit beworben wird, dass nun endlich Hue eingebunden werden kann sowie ein Fernzugriff möglich ist (einfach einzurichten).
Viele meiner Zuschauer haben bereits eine CCU – und hier passt dann der vergleich wieder. Zusätzlich die HCU – oder Home Assistant. Das war das, was ich zeigen wollte. Danke für Dein Feedback – dieses hätte ich erwähnen sollen
Hallo Stefan,
als angehender Frischling in der HomeMatic Welt, stellt sich für mich jetzt die Gretchenfrage. Ich würde jetzt bei NULL anfangen, mit welchem System CCU3 oder HCU1? So wie ich das im Moment einschätze, ist die HCU1 nicht fürs “Eingemachte” gedacht und nicht (so) flexibel nutzbar und anpassbar.
Ich denke, dass der Home Assistant für meine Zwecke auch wieder eine Nummer zu groß ist.
Ich würde mich über eine Einschätzung von Deiner Seite aus freuen.
Gruß
Dirk
Es kommt immer drauf an, was man selbst will. Wenn ich nur hier und da etwas automatisieren will, dann würde ich zum HMIP Accesspoint greifen.
Wenn ich mehr will, dann zum Home Assistant. Die HCU1 ist mir persönlich einfach viel zu teuer für das, was sie im moment kann
Hallo Stefan,
ich bin offengestanden ein “phasenweise” an Smarthome interessierter. Deine Passage zu Backup kann ich unterschreiben. In den 10 Jahren Smarthome-Nutzung ist schon mehrfach etwas ausgefallen. Mehere Systeme machen das Backup aber auch nicht unbedingt einfach, so streikt bei mir gerade ein Teil – ein iobroker. Ich denke, es ist mal wieder Zeit für eine Generalinventur und Konsolidierung. Ich schaue mir den Home Assistant genauer an und entscheide dann, ob ich den iobroker neu aufsetze oder zum Home Assistant tendiere.
Gruß, Anselm